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Faktencheck & Tipps zur Herstellung von Sonderprofilen | Welser Profile

Geschrieben von Thomas Müller | Feb 8, 2024

“Na viel Spaß, wenn du das dem Chef vorstellst”, haben sie gesagt. “Das kriegst du bei dem alten Sparfuchs nie durch, außerdem läuft uns die Zeit davon.” Richard hat noch immer die belustigt mahnenden Stimmen der Kollegen im Ohr, als er ihnen von seiner Innovation erzählt hat. Und vielleicht hätte der erfahrene Produktentwickler diesmal wirklich nicht wie aus der Pistole geschossen behaupten sollen, er würde schon eine Lösung finden. Aber das Setup zu verbessern war einfach eine zu verlockende Aufgabe. Mit herkömmlichen Bauteilen und Herstellungsverfahren würde man bei einer Neuentwicklung einer Rahmenkonstruktion allerdings nicht allzu weit kommen, das war schnell klar.

Sie ahnen wahrscheinlich schon, worum sich dieses Gespräch dreht: um Sonderprofile. Immer wieder ein gern gesehenes Diskussionsthema, das auf einer gewissen Angst vor Kostenfallen und Zeitexplosionen gründet. Doch bevor wir uns mit den Vorbehalten gegenüber Sonderprofilen beschäftigen, lesen wir einmal, wie es mit Richard und seinen Kollegen aus der Produktentwicklung des renommierten Anlagenherstellers weitergeht:

Typisches Gespräch zu Sonderprofilen

“Wir brauchen etwas, das das Baugruppengewicht reduziert und woran die Anbauteile befestigt werden können”, hatte Richard den Kollegen erklärt. “Etwas, das leicht, gleichzeitig stark genug ist und rasch montiert werden kann.”

“Mit einem Rechteck können wir aber nicht alle Funktionen in einem Profil abbilden”, so ein junger Kollege.

“Stimmt, wir brauchen einen komplexen Querschnitt”, war Richard überzeugt. Im Zuge seiner Recherchen ist er dann auf Rollprofile aus Stahl gestoßen und hatte stolz verkündet: “Wir kicken das Standardprofil und setzen auf ein rollgeformtes Sonderprofil. Das ist maßgenau und bei so vielen Laufmetern auch kosteneffizient.”

“Na viel Spaß, wenn du das dem Chef vorstellst", will die Stimme im Hinterkopf nicht verklingen. Vielleicht wäre es wirklich besser, sich nach anderen Alternativen umzusehen. Und war Richard nicht auch selbst bei seinen Recherchen auf Vorbehalte gestoßen? Durchaus. Aber er ist immer noch davon überzeugt, dass Sonderprofile die richtige Lösung sind. Das muss er jetzt aber auch seinem Chef beibringen. Wenn er dafür nur ein paar überzeugende Argumente fände, wäre ihm schon sehr geholfen. Seufzend klappt Richard den Laptop auf und tippt “keine angst vor sonderprofilen” in das Suchfeld von Google…

(Keine) Angst vor Sonderprofilen: woher kommt die Skepsis eigentlich?

Genau genommen sollte die Aussicht auf eine maßgeschneiderte Lösung in Richards Entwicklungsabteilung für knallende Sektkorken sorgen. Tatsächlich schrecken Produktentwickler aber oft vor Sonderprofilen zurück. Die Gründe dafür sind vielseitig:

  • Zeitfresser:
    Sonderprofile sind Individualanfertigungen und müssen als solche neu designt werden. Das kostet Zeit und - wenn das Ergebnis nicht den Vorstellungen entspricht - am Ende auch noch Geld. Wohlgemerkt, der Schmerz liegt hier primär beim Einkäufer und erst danach beim Entwickler.

  • Kostenfalle:
    Niemand schaufelt gerne Firmengeld in ein Fass ohne Boden. Da Sonderprofile auf individuellen Anforderungen beruhen, können budgetäre Aufwendungen schwerer eingeschätzt werden. Das Risiko einer unerwarteten Kostenexplosion lässt daher viele Entscheider zurückschrecken.

  • Falsche Versprechen:
    Eierlegende Wollmilchsau gefällig? Kein Problem! Manch ein Hersteller verspricht die Umsetzung individueller Wünsche, ohne die getroffenen Zusagen einhalten zu können. Mit so einem Partner ist natürlich jedes Projekt zum Scheitern verurteilt.

  • Lange Wartezeiten:
    Stangenware lässt sich direkt verbauen und schnell weiterverarbeiten, da sie in vielen Fällen vorhanden ist. Individuelle Lösungen hingegen müssen erst designt, geprüft und eigens hergestellt werden. Stehen Entwickler zusätzlich unter Zeitdruck, werden Sonderprofile oft voreilig von der Liste möglicher Optionen gestrichen.

  • Keine Exklusivität:
    Sonderprofile sind ein Erzeugnis des Profilherstellers und könnten als solches auch an andere Interessenten verkauft werden. Für den Auftraggeber wäre das in der Tat ein Problem, da sich sein Entwicklungsaufwand nicht mehr in Wettbewerbsvorteile überführen ließe.

 

Und ja, auch Richards Chef wird einige dieser Gründe auf Lager haben. Aber unser Produktentwickler ist vorbereitet...

Sonderprofile im Faktencheck

Sollen Produktentwickler also lieber die Finger von Sonderprofilen lassen? Wenig überraschend sind wir als Hersteller von Sonderprofilen der Ansicht, dass sich diese sehr wohl bezahlt machen.

Dennoch wollen wir im Folgenden die häufig vorgebrachten Argumente einer Detailprüfung unterziehen. Das machen wir aus der Perspektive eines erfahrenen Anbieters, der bereits auf viele Projekterfolge zurückblicken kann, auf dem Weg dorthin aber auch einige wertvolle Erkenntnisse sammeln durfte.

Faktencheck #1: Zeitfaktor

Ja, für die Entwicklung eines neuen Produktes muss man bei einem individuellen Sonderprofil mehr Zeit einplanen als beim Rückgriff auf Standardprofile. Allerdings ist dieser Mehraufwand eine sinnvolle Erstinvestition. Denn Sonderprofile sind insgesamt besser an das Produktdesign angepasst. Konstrukteure hinterfragen Chancen & Risiken beim Entwerfen von einem Sonderprofil aus völlig anderen Blickwinkeln und erzielen deutlich mehr Funktionen als Fabrikate von der Stange.

Wird mit Hilfe von Sonderprofilen ein deutlicher Wettbewerbsvorsprung realisiert, können Unternehmen bei nachfolgenden Produktgenerationen, aufbauend auf einen entscheidenden Erfahrungspolster, äußerst effizient weiterentwickeln. Der Zeitverlust aus der Startphase wäre damit doppelt und dreifach wettgemacht.

Faktencheck #2: Kosten

Bei der Entwicklung innovativer Produkte besteht aufgrund fehlender Vergleichswerte immer die Gefahr einer Kostenüberschreitung. Im Zuge einer vorab durchgeführten Simulation können wir bei Welser Profile den Aufwand für Setup und Werkzeug jedoch relativ gut beziffern und damit eine realistische Kostenschätzung erstellen.

Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, dass Sonderprofile anfangs relativ teuer erscheinen, aber langfristig durch optimierte Verfahrensprozesse vielversprechende Kosteneffizienz mit sich bringen.

Faktencheck #3: Versprechungen

Falsche Versprechungen wird es immer und überall geben, wo Unternehmen die Herausforderungen unterschätzen und unbedingt etwas verkaufen wollen. Ein nachvollziehbares Argument für die kategorische Ablehnung von Sonderprofilen ist darin jedenfalls nicht zu erkennen. Berechtigter Vorsicht sollten seriöse Anbieter jedoch mit maximaler Transparenz begegnen.

Ein kompetenter Hersteller von Sonderprofilen zeigt Kunden allerdings alle mit seinen Produkten und Leistungen verbundenen Möglichkeiten und arbeitet ab dem Entwicklungsprozess in engem Austausch mit ihnen zusammen.

Faktencheck #4: Wartezeiten

Es stimmt, Neuentwicklungen nehmen grundsätzlich mehr Zeit in Anspruch als fertig designte und lagernde Produkte.

Sobald ein neues Profil aber erst einmal produziert ist, kann es ganz einfach zu einem eigenen Lagerprodukt entwickelt und über verlässliche Lieferanten fristgerecht zugestellt werden - ganz nach Anforderung und Bedarf.

Faktencheck #5: Exklusivität

Auch das ist richtig, spezifische Produktentwicklungen für Kunden werden von manchen Herstellern am Markt weiterverwertet. Bei diesem Szenario ist eine Prüfung des Leistungsanbieters allerdings zielführender, als sich generell gegen Sonderprofile auszusprechen.

Kunden von Welser Profile haben immer das Recht am geistigen Eigentum der für sie maßgeschneiderten Profilform und damit das exklusive Nutzungsrecht. Denn wir verstehen uns nicht als Hersteller von Endprodukten, sondern als Teil der Lieferkette. 

7 Tipps für die rasche und effiziente Herstellung von Sonderprofilen

Da wir tagein tagaus mit Sonderprofilen hantieren, möchte ich diese Tipps mit Ihnen teilen, damit der Einsatz von Sonderprofilen so rentabel wie möglich ist:

  1. Frühe Einbindung von Experten:
    Beziehen Sie von Anfang an Experten für Sonderprofile in Ihr Projekt mit ein. Auf diese Weise profitieren Sie von deren Know-how sowie praktischer Erfahrung und gewährleisten eine kosteneffiziente Umsetzung.

  2. Rollformen einsetzen:
    Rollformen bietet nahezu unendliche Möglichkeiten zur Abdeckung individueller Profilanforderungen. Lassen Sie sich von Experten beraten und entdecken Sie innovative Lösungsansätze und neue Produktvariationen.


  3. Kosten ganzheitlich vergleichen:
    Beziehen Sie in Ihre Vergleichskalkulation alle Kostenpunkte mit ein, vom Design bis zur Verbauung eines Profils. Denn der Vorteil von Rollformen besteht unter anderem darin, dass auf einer Anlage mehrere Prozessschritte abgewickelt und Finalisierungsarbeiten flexibel integriert werden können.

  4. Auf Fertigungsqualität achten:
    Die Wiederholbarkeit beim Rollformen gewährleistet auch bei der Herstellung größerer Mengen eine durchgehend hohe Produktqualität. Dadurch entfallen im Nachgang zeit- und kostenaufwendige Profiloptimierungen.

  5. Entwürfe digital testen:
    Für einen optimalen Einsatz von Ressourcen empfiehlt sich noch vor der Erstellung des physischen Prototyps eine digitale Simulation. Unser Welser Creator bietet dafür umfassende Animationsmöglichkeiten für jede Projektphase - vom Kickoff bis kurz vor der Produktion.

  6. Anbieter prüfen:
    Ein Großteil der mit Sonderprofilen assoziierten Schwierigkeiten beruht auf der Arbeitsweise unprofessioneller oder beschränkt professioneller Anbieter. Bevor Sie sich für einen Projektpartner entscheiden, sollten Sie daher prüfen, ob dieser die notwendigen Zertifikate, aussagekräftige Referenzen und relevante Markterfahrung vorweisen kann.

  7. Profilentwicklung ist Teamwork:
    Arbeiten Sie eng mit Ihrem Projektpartner zusammen. Denn für die optimale Erstellung eines maßgeschneiderten Sonderprofils sind die Kompetenzen aller Beteiligten gefordert. Die innovativen Produktideen des Auftraggebers ebenso wie das spezifische Fachwissen des Herstellers für deren Umsetzung.

Fazit: Keine Scheu vor Sonderprofilen

Die Entwicklung neuer Produkte ist immer eine Herausforderung und oft von Zweifeln begleitet. Sonderprofile sind da keine Ausnahme. Mit einem erfahrenen Profilierer an der Seite werden diese vielseitigen Designwunder aber rasch zum echten Wettbewerbsvorteil. Denn rollgeformte Sonderprofile erfüllen zu 100 Prozent Ihre individuellen Anforderungen. Mit dem richtigen Know-how sind sie einfach und kosteneffizient umzusetzen und können nach Fertigstellung des Setups unkompliziert in Serie gefertigt werden.

“Ich bekomme mein Sonderprofil!”, ruft Richard den staunenden Kollegen entgegen, als er freudestrahlend ins Büro stürmt.

Noch unsicher, ob ein Sonderprofil die richtige Lösung für Sie ist? Machen Sie’s wie Richard und fragen Sie unsere Experten. Wir helfen Ihnen gerne weiter.