Mit grünem Stahl in eine klimaneutrale Zukunft
- Kapitel I Einleitung
- Kapitel II Grüner Stahl - Was ist das überhaupt?
- Kapitel III Strategien zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie
- Kapitel IV Wie nachhaltig ist Stahl?
- Kapitel V Vor- & Nachteile von Stahl
- Kapitel VI Stahl vs. Aluminium
- Kapitel VII Rollprofilieren mit grünem Stahl
- Kapitel VIII Qualitätsmerkmale beim Rollformen mit Stahl
- Kapitel IX Stahl für den Maschinenbau
- Kapitel X Verfügbarkeit von grünem Stahl
- Kapitel XI Local Sourcing - Regionale Beschaffung zahlt sich aus
- Kapitel XII 5 Tipps zum Umgang mit Rohstoffknappheit
- Kapitel XIII Nachhaltigkeit bei Welser Profile
- Kapitel XIV Fazit: Eine klimaneutrale Zukunft geht nur gemeinsam
Einleitung
Angesichts des voranschreitenden Klimawandels und existenzbedrohender Umweltzerstörungen hat die Europäische Kommission mit dem europäischen Green Deal ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent werden. Mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft, die auf nachhaltige Energiegewinnung setzt, werden
- bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausgestoßen,
- das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung entkoppelt und
- weder Mensch noch Region im Stich gelassen.
Dieses Ziel stellt auch die Stahlerzeuger und -verarbeiter vor große Herausforderungen. Denn obwohl das fertige Endprodukt Stahl ein äußerst nachhaltiges Material ist, wirkt sich dessen Herstellung alles andere als positiv auf die Klimabilanz aus. Mit dem aktuell vorherrschenden Produktionsverfahren über die Hochofenroute ist die Stahlbranche der mit Abstand größte direkte CO₂-Emittent.
Führende Hersteller wie voestalpine oder thyssenkrupp wollen daher die Stahlproduktion mittels innovativer Verfahren auf klimafreundliche Beine stellen und ihre Produktion bis 2050 komplett auf grünen Stahl umstellen. Wie das funktioniert und warum Stahl in Kombination mit modernen Bearbeitungsverfahren wie dem Rollformen schon heute der richtige Schritt in eine klimaneutrale Zukunft ist, fassen wir in diesem Beitrag zusammen.
Grüner Stahl - was ist das überhaupt?
Der Begriff “Grüner Stahl” wird für Stähle mit verbesserter CO₂-Bilanzierung verwendet. Er bezeichnet sowohl CO₂-neutralen Stahl als auch CO₂-reduzierten Stahl, wobei die Herstellung von komplett CO₂-neutralem, grünem Stahl heute noch nicht möglich ist.
Jedoch haben sich führende Hersteller wie voestalpine oder thyssenkrupp eine CO₂-neutrale Stahlherstellung bis spätestens 2050 zum Ziel gesetzt. Erreichen wollen Sie das durch die Umstellung ihrer Fertigungsprozesse von klassischen Hochöfen mit starken CO₂ Emissionen hin zu Verfahren mit besserer Treibhausgasbilanz. Demgegenüber ist die Herstellung von CO₂-reduziertem Stahl durch den Einsatz von Hybrid-Technologien bereits heute möglich, wenn auch oft mit einem hohen Aufwand und kostspieligen Umrüstungsprozess der Stahlwerke verbunden.
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Strategien zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie
Mittlerweile ist es gelungen, einige vielversprechende Strategien zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie zu entwickeln. Ihre Vorteile liegen vor allem in der erheblichen Reduzierung der CO₂-Emissionen sowie der Schaffung einer nachhaltigeren Stahlproduktion. Die Nachteile betreffen unter anderem den Aufbau der notwendigen Infrastruktur und die Deckung des Energiebedarfs aus regenerativen Quellen.
Verwendung von grünem Wasserstoff
Der Einsatz von grünem Wasserstoff als Reduktionsmittel ist eine äußerst vielversprechende Methode zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion. Er wird aus erneuerbaren Energiequellen durch Elektrolyse gewonnen und ist eine saubere Alternative zu Kohle oder Kokskohle, da bei seiner Verbrennung statt CO₂ nur Wasserdampf entsteht. Beim Einsatz von grünem Wasserstoff können bestehende Hochöfen bzw. direkte Reduktionstechnologien beibehalten werden. Stahlproduzenten müssen ihre Werke daher nicht für das neue Verfahren umrüsten.
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Ohne neue Investitionen im großen Ausmaß geht es aber dennoch nicht. Denn für die Produktion, Speicherung und Verteilung des Wasserstoffs braucht es eine umfangreiche Infrastruktur. Und auch der hohe Energiebedarf für die zu seiner Herstellung notwendige Elektrolyse erfordert einen massiven Ausbau erneuerbarer Energiequellen.
Elektrifizierung der Stahlproduktion
Die Stahlproduktion wird bei dieser Methode von der bisherigen Hochofenroute auf elektrische Lichtbogenöfen (EAF) umgestellt. Anstelle von Kohle wird die für den Schmelzprozess notwendige Hitze durch Strom erzeugt. Dadurch können die CO₂-Emissionen erheblich gesenkt werden, wenn der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Dieses Produktionsverfahren bietet ein hohes Maß an Flexibilität bei der Herstellung verschiedener Stahlsorten und beim Recycling von gebrauchtem Stahl.
Im Vergleich zu traditionellen Hochöfen benötigen Lichtbogenöfen jedoch Energie in Form von Strom. Um den anfallenden Strombedarf zu decken, ist daher auch bei dieser Methode ein Ausbau erneuerbarer Energiequellen unumgänglich. Zusätzlicher Aufwand trifft indes auch die Stahlwerke selbst, die in den meisten Fällen ihre Infrastruktur für den Einsatz von Lichtbogenöfen umrüsten müssen.
CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS)
Bei diesem Ansatz werden die bei der Stahlproduktion freigesetzten CO₂-Emissionen nicht in die Atmosphäre abgelassen, sondern in unterirdischen Anlagen gespeichert. Dadurch können auch bei einem Festhalten an der bisherigen Hochofenroute die CO₂-Emissionen erheblich reduziert werden. Diese Methode eignet sich auch für eine Kombination mit dem Wasserstoff- oder Elektrifizierungsverfahren.
Ein flächendeckender und wirtschaftlich sinnvoller Einsatz der CCS–Methode ist bislang aber noch nicht in Sicht. Denn die Abscheidung des Kohlendioxids sowie dessen Transport und Speicherung erfordern erhebliche Investitionen und den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur.
Wie nachhaltig ist Stahl?
Neben dem Herstellungsprozess zeichnet sich Stahl durch seine Materialeigenschaften durch einen hohen Grad an Nachhaltigkeit aus. Denn während im vorherrschenden Herstellungsverfahren über die integrierte Hochofenroute noch enorme CO₂-Emissionen im Ausmaß von rund 1,7 Tonnen CO₂ pro Tonne Rohstahl freigesetzt werden, ist das fertige Endprodukt tatsächlich äußerst klimafreundlich und ressourcenschonend. Dies gründet sich insbesondere auf den folgenden 3 Aspekten:
- Hoher Anteil an Schrottverwertung:
84 Prozent des weltweit produzierten Stahls sind durch seine Langlebigkeit und entsprechende Recycling-Prozesse immer noch im Einsatz, wie aus einem aktuellen statistischen Bericht der Wirtschaftsvereinigung Stahl hervorgeht. Demnach wurden 2020 in Deutschland 35,7 Millionen Tonnen Rohstahl produziert und dafür 15,8 Tonnen Stahlschrott eingesetzt. - Verfahrensbedingt effiziente Materialnutzung:
Bei Bearbeitungsverfahren wie dem Rollformen entsteht verhältnismäßig wenig Abfall. Und selbst die geringe Menge des bei der Bearbeitung anfallenden Stahlschrotts kann einer Weiterverwendung im Stahlwerk oder in Schmieden zugeführt werden. - Stahl ist wiederverwertbar:
Stahl kann beinahe zur Gänze ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden. Durch das Recycling werden laut statistischem Bericht der Wirtschaftsvereinigung Stahl mehr als 1,5 Tonnen Eisenerz und mehr als 0,65 Tonnen Kohle je Tonne produzierten Stahls eingespart.
Vorteile und Nachteile von Stahl
Aufgrund seiner Materialeigenschaften ist Stahl seit Jahrzehnten über viele Branchen hinweg unverzichtbar und Statistiken zufolge mengenmäßig der wichtigste Werkstoff. Dennoch hat Stahl auch seine Nachteile und ist nicht immer die beste Wahl. Daher hier noch einmal die wichtigsten Vor- und Nachteile von Stahl für Konstrukteure und Produktmanager im Überblick.
Vorteile:
- Statische Tragfähigkeit & Elastizität
Stahl zeichnet sich durch eine hohe statische Tragfähigkeit aus, die über sehr lange Zeit erhalten bleibt. Aufgrund seines hohen E-Moduls bleibt Stahl zudem über große Flächen hinweg tragfähig.
- Langlebigkeit
Konstruktionen aus Stahl sind sehr langlebig und halten in der Regel mehrere Jahrzehnte. Wird das Material mit einem Korrosionsschutz versehen, kann die Haltbarkeit weiter verlängert werden. - Dynamische Beanspruchung
Durch seine Materialeigenschaften zeichnet sich Stahl insbesondere auch überall dort für einen Einsatz aus, wo Teile abwechselnd besonders stark und dann wieder kaum belastet werden, z.B. für den Bau von Hydraulikpumpen. - Vielfalt an Legierungen
Mithilfe verschiedenster Legierungen kann Stahl für unterschiedliche Anforderungen und Anwendungsszenarien optimiert werden. - Recyclingfähigkeit
Stahl ist zu einem sehr hohen Grad recyclingfähig und Stahlschrott kommt beispielsweise im Elektrolichtbogenverfahren zur Herstellung von neuem Stahl zum Einsatz. - Wärme-Ausdehnungs-Koeffizient
Aufgrund seines relativ geringen Wärme-Ausdehnungs-Koeffizienten eignet sich Stahl hervorragend für Bauten, die einer hohen Hitzebelastung aufgrund von Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. - Hoher Brandwiderstand
Stahl- und Stahlverbundteile sind der Baustoffklasse der nichtbrennbaren Baustoffe zugeordnet und spielen damit auch im Brandschutz eine wichtige Rolle, z.B. bei der Herstellung von Brandschutztüren. - Vielfalt an Stahlsorten
Mittlerweile sind mehr als 2.500 Stahlsorten am Markt erhältlich, die nahezu jede individuelle Anforderung optimal abdecken. Von Baustählen, über legierte und unlegierte Stähle bis hin zu Werkzeugstählen und Stählen verschiedener Härtegrade. - Werkstoff mit hoher Verfügbarkeit
Auch wenn die Verfügbarkeit vieler Rohstoffe in letzter Zeit knapper wird, gibt es gerade im mitteleuropäischen Raum beim Stahl keine gravierenden Lieferschwierigkeiten. Insbesondere herkömmliche Stähle sind hier noch problemlos erhältlich.
Nachteile:
- Gewicht
Stahl hat ein deutlich höheres Eigengewicht als beispielsweise Aluminium und damit als Baustoff einen Gewichtsnachteil. Aufgrund der hohen Materialstärke des Stahls lässt sich dieser Nachteil durch eine dünne Bauweise jedoch meist kompensieren. - Korrosionsschutz
Unlegierter Stahl ist in vielen Umgebungen deutlich korrosionsanfälliger als beispielsweise Aluminium, daher braucht es oft noch eine zusätzliche Beschichtung, um Konstruktionen widerstandsfähiger zu machen. - Verarbeitung
Aufgrund der Erwärmung beim Schmieden oder Schweißen und der anschließenden Abkühlung verändert sich die Molekularstruktur des Stahls und es kommt zu Spannungen im Material. Umgehen lässt sich dieses Problem beispielsweise durch ein Verfahren wie das Rollformen. Hier wird das Fertigungsmaterial bei Zimmertemperatur geformt. - Kostenvorurteil
Hierbei handelt es sich nicht um einen materialbedingten Nachteil im engeren Sinn. Wenn aber Stahl und damit das vielleicht am besten geeignete Material aus vermeintlichen Kostengründen frühzeitig ausgeschlossen wird, so wirkt sich das negativ auf die Produktqualität des jeweiligen Bauteils aus.
Stahl oder Aluminium - welches Material ist besser?
Welches Material ist auf lange Sicht am besten geeignet, um betriebliche Innovation und gesellschaftliche Nachhaltigkeitsansprüche unter einen Hut zu bringen - sei es im Maschinenbau, im Baugewerbe oder in der Lebensmittelindustrie? Überzeugende Argumente für Bauteile aus Stahl haben wir bereits im vorangegangen Kapitel kennengelernt, daher wollen wir uns nun die wichtigsten Vorteile von Aluminiumprofilen ansehen:
- Einfache Produktion
Aufgrund des deutlich weicheren Materials und der damit verbundenen guten Formbarkeit lassen sich komplexe Stranggussprofile mit vergleichsweise wenig Aufwand herstellen. - Kostengünstige Herstellung
Optimierte Produktionsroutinen von Aluminiumprofilen erlauben die kostengünstige Herstellung von Profilen in kleineren Mengen. - Leichtes Material
Mit einer wesentlich geringeren Dichte als Stahl überzeugt Aluminium im direkten Vergleich durch seine Leichtigkeit. - Unkomplizierte Bearbeitung
Mit Hilfe moderner Bearbeitungsverfahren lassen sich Aluminiumteile mittlerweile auch problemlos schweißen und löten.
Sowohl Stahl als auch Aluminium sind hochwertige Werkstoffe mit vielen Vorteilen. Verallgemeinernde Aussagen, die den einen oder den anderen Werkstoff klar im Vorteil sehen, lassen sich bei einem direkten Vergleich nicht treffen. Vielmehr kommt es bei jedem Projekt auf die jeweils individuellen Anforderungen an. Allerdings erweist sich Stahl bei der Bestellung und Produktion größerer Mengen immer wieder als kostengünstiger. Und besonders das Rollprofilieren mit Stahl ermöglicht hinsichtlich Flexibilität völlig neue Perspektiven sowie bisher nie dagewesene Funktionen. Last but not least wird künftig auch die Klimabilanz eine stärkere Rolle bei der Materialwahl spielen und Stahl, insbesondere grüner Stahl, weiter in den Fokus rücken.
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Rollprofilieren mit grünem Stahl
Der Begriff “Grüner Stahl” bezieht sich auf die bessere CO2-Bilanzierung des Stahls durch klimaschonende Herstellverfahren. An der Qualität und den Materialeigenschaften des Stahls selbst ändert sich durch die neuen Herstellprozesse nichts. Daher ist grüner Stahl für das Rollformen ebenso gut geeignet wie jener Stahl, der klassisch über die Hochofenroute produziert wurde.
In Sachen Nachhaltigkeit punktet das Rollformen mit gleich 3 Argumenten:
- Weniger Prozessschritte:
Rollformen vereint in einem einzigen Fertigungsschritt gleich mehrere Routinen, die bei anderen Verfahren einzeln und nachgelagert erfolgen. Dazu gehören beispielsweise Sägen, Stanzen oder Feilen. - Effizienterer Energieeinsatz:
Beim Rollformen werden die benötigten Profile bei normaler Raumtemperatur gefertigt. Im Gegensatz zu anderen Verfahren besteht hier keine Notwendigkeit, den Stahl unter einem enormen Energieeinsatz und hohen Temperaturen biegsam zu machen. - Maximale Materialausnutzung:
Beim Rollformen entsteht vergleichsweise wenig Materialabfall. Das Ausgangsmaterial fließt zum größten Teil in das gewünschte Endprodukt mit ein und der übriggebliebene Stahlschrott kann im Rahmen der Sekundärstahlproduktion im Elektrolichtbogenofen zu neuem Stahl geschmolzen werden.
Qualitätsmerkmale beim Rollformen mit Stahl
Die Anwendungsmöglichkeiten von Rollprofilen aus Stahl sind nahezu unbegrenzt und damit auch das Entwicklungspotenzial für flexible Produkte und Lösungen. Hier finden Sie überzeugende Qualitätsmerkmale, warum rollgeformte Stahlbauteile so wichtig für die Industrie sind.
- Wiederholbarkeit
Die für das Rollformen benötigten Walzen werden für jedes Bauteil individuell konzipiert und hergestellt. Sind die Walzen erst einmal gefertigt, kann der Produktionsvorgang beliebig oft in gleichbleibender Materialqualität wiederholt werden. - Langlebigkeit
Stahl ist robust, stabil und beständig. Mit diesen Materialeigenschaften ist Stahl überall dort ein wesentliches Qualitätsmerkmal, wo Konstruktionen und Bauteile über lange Zeit hinweg hohen Belastungen standhalten müssen. - Präzision
Vom Halbzeug bis zum Fertigteil werden Querschnitte beim Rollformen dank intensiver Vorplanungen und exakter Machbarkeitsprüfungen in hoher Präzision hergestellt. - Reduktion von Bauteilen und Prozessschritten
Beim Rollprofilieren wird ein dünnes Stahlband integrativ so geformt, dass es die individuell gewünschten Anforderungen erfüllt. Nachgelagerte Bearbeitungsverfahren sind damit nicht mehr notwendig. Das spart Zeit, Ressourcen und Abfälle. - Umformbarkeit
Beim Rollformen ermöglichen Profilieranlage und Werkzeuge mehrfache Verformungen des Fertigungsmaterials. - Hohe Festigkeit bei gleichzeitig notwendiger Zähigkeit
Stahl ist extrem hart und gleichzeitig relativ dehnbar. Sein E-Modul, also der Materialkennwert für die Proportionalität zwischen Spannung und Dehnung eines festen Stoffes, ist dreimal so hoch wie jener von Aluminium. - Warmfestigkeit
Mit einer Schmelztemperatur von 1500° Celsius ist Stahl temporär beständig gegen induzierte Wärme und Flammen. Insbesondere beim Thema Brandschutz wird die Hitzebeständigkeit von Stahl daher zum maßgeblichen Qualitätsmerkmal. - Viele Funktionalitäten
Die spezifischen Fertigungstechniken beim Rollformen erlauben nahezu grenzenlose Funktionalitäten, da hier die Eigenschaften des Werkstoffes mit den Vorteilen der Bauteilgeometrie sowie des Produktionsverfahrens kombiniert werden. - Vielfältige Materialklassen
Die vielfältigen Güten und Materialklassen des Stahls ermöglichen für jedes Bauteil eine passende Lösung. Dabei wird für das jeweilige Rollprofil einfach jene Materialklasse gewählt, die am besten zu den individuellen Anforderungen des Bauteils passt.
Stahl für den Maschinenbau
Auch für Konstrukteure im Maschinenbau wird ein möglichst klimaschonender Produktentwicklungsprozess immer wichtiger. Gleichzeitig muss das Material die hohen Anforderungen hinsichtlich Beständigkeit, Qualität und Innovationskraft erfüllen. Da eine flächendeckende Bereitstellung von grünem Stahl auf absehbare Zeit nicht möglich ist, empfehlen sich für den hochwertigen Maschinenbau die folgenden Materialien:
- Ultrahochfeste Stähle
Ultrahochfeste Stähle sind legierte Stähle mit einer höheren Mindestzugfestigkeit. Sie sind verschleißfest und zeichnen sich durch hohe Wärmebeständigkeit aus. Zum Einsatz kommen ultrahochfeste Stähle überall dort, wo es auf ein relativ niedriges Gewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit ankommt, beispielsweise im Leichtbau, in der Luft- und Raumfahrt sowie im Fahrzeugbau. - Neuer Baustahl
Während Konstrukteure auf der Suche nach einem passgenauen Material mit herkömmlichem 0815-Baustahl wohl nicht glücklich wären, eröffnen spezielle Legierungen oder besonders korrosionsbeständige Überzüge neue Möglichkeiten für den Bau- und Konstruktionssektor aber auch in der Industrietechnik. - Edelstahl
Egal, ob austenitisch, ferritisch oder kalt verfestigt - Edelstahl ist und bleibt eng mit dem Maschinenbau verbunden und ist insbesondere aus Branchen mit strengem Reinheitsgebot mangels adäquater Alternativen kaum wegzudenken. Neben der Lebensmittelbranche kommt Edelstahl auch im Packaging und in Abfüllanlagen zum Einsatz, aber auch im Tunnel- und Schienenfahrzeugbau. - Sonderlegierte Metalle
Sowohl im Maschinenbau als auch in vielen anderen Industrien sind sonderlegierte Nichteisenmetalle wie Nickel oder Titan oft die einzige wirkliche - allerdings auch sehr teure - Alternative zum “echten” Stahl. Sie zeichnen sich durch eine besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber chemischen Stoffen aus und kommen daher vor allem in Spezialanlagen der chemikalischen Industrie zum Einsatz, z.B. bei der Herstellung von Salzsäure.
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Verfügbarkeit von grünem Stahl
Obwohl die für die Herstellung erforderlichen Technologien bereits vorhanden sind, ist es um eine flächendeckende Versorgung mit grünem Stahl noch schlecht bestellt. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Lieferketten hinken hinterher
Heutige Lieferketten sind noch nicht effektiv auf eine CO₂-Reduzierung am Produkt ausgelegt, da bisher weder grüner Wasserstoff noch andere erforderliche Komponenten (DRI oder HBI) in ausreichenden Mengen am Markt vorhanden sind. - Ungewisse Versorgungslage
CO₂-reduzierter Stahl wird bisher nur von sehr wenigen Herstellern angeboten. Zur Reduzierung riskanter Abhängigkeiten entscheiden sich die meisten Unternehmen daher für den Kauf von herkömmlichem Stahl. In Zukunft wird dieser Nachfragemangel in ein Engpassthema übergehen, wenn im Vergleich zur potenziellen Bedarfsmenge nicht genug CO₂-reduzierter Stahl geliefert werden kann.
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- Abhängigkeit von Grauem Stahl
Es gibt zahlreiche Produktbereiche, in denen eine Verwendung von CO₂-reduziertem Stahl aufgrund vergleichsweise hoher Einkaufspreise bislang nicht denkbar ist. Insbesondere dann, wenn auch die Endabnehmer nicht bereit sind, für den Einsatz von grünem Stahl auch mehr Geld in die Hand zu nehmen. - Unsichere Umlenkung gewohnter Lieferketten
Nach aktuellem Wissensstand entspricht die Performance und Produktqualität von grünen Stählen jener der herkömmlichen Grauen Stähle. Solange es dafür mangels verfügbarer Verfahren und entsprechend praktischer Versuche keinen gesicherten Nachweis gibt, bleibt die Umlenkung gewohnter Lieferketten in Richtung des CO₂-reduzierten Stahls jedoch mit einem Restrisiko verbunden.
Local Sourcing - Regionale Beschaffung zahlt sich aus
Regionale Bezugsquellen machen sich auch in der Stahlverarbeitung bezahlt und das für Kunden und Klima gleichermaßen. Die geographische Nähe zu den jeweiligen Lieferanten gewährleistet die Flexibilität und Verfügbarkeit von Materialien und Dienstleistungen. Die kurzen Transportwege wiederum sorgen für eine möglichst niedrige CO₂-Belastung unserer Umwelt.
Bei Welser Profile legen wir daher schon immer großen Wert auf eine regionale Beschaffung und das sowohl beim Material für das Rollprofilieren als auch bei den Hilfs- und Betriebsstoffen. Wo immer möglich und sinnvoll, kaufen wir bei Lieferanten in der Nähe unserer Produktionsstandorte ein.
Die langjährige Zusammenarbeit mit unseren europäischen Lieferanten garantiert uns eine hervorragende regionale Versorgung. Aber natürlich sind auch wir von vielen Einflüssen im direkten Umfeld unserer wichtigsten Partner abhängig. So ist die pandemiebedingt allgegenwärtige Rohstoffknappheit auch an Welser Profile nicht spurlos vorüber gegangen.
5 Tipps zum Umgang mit Rohstoffknappheit
Der Mangel an geeigneten Rohstoffen beeinträchtigt die Fertigungsprozesse von Industrieunternehmen und führt mitunter zu ökonomisch schmerzhaften Produktionsausfällen. Und auch wenn ein Rohstoff normalerweise relativ gut verfügbar ist, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Faktoren, die immer wieder zu Engpässen führen:
- Hohe Nachfrage bestimmter Stahlsorten
- Erhöhung von Zöllen bzw. Inkrafttreten von Strafzöllen
- Ausfall wichtiger Zulieferer
- Höhere Gewalt
- Plötzliches Aktivwerden von Mitbewerbern
Wenn die ausreichende Verfügbarkeit von Materialien auch nie hundertprozentig gewährleistet werden kann, so lässt sich mit den folgenden 5 Praxistipps zum Umgang mit Rohstoffknappheit die Ausgangslage doch deutlich verbessern:
- Auf zukünftig verfügbare Rohstoffe setzen
Statt nur auf die heute günstigste Variante bei der Herstellung von Bauteilen zu schielen, muss auch die zukünftige Verfügbarkeit der Rohstoffe berücksichtigt werden. Rollprofile aus Stahl basieren beispielsweise auf einem Rohstoff, der auch in Zukunft noch in vielen Variationen verfügbar sein wird. - Rohstoffe lokal einkaufen
Lokale Bezugsquellen machen sich bezahlt. Neben dem Aufbau guter Beziehungen zur regionalen Stahlindustrie ergeben sich daraus schnellere und kürzere Lieferwege, selbst wenn Rohstoffe global gesehen knapp werden. - Bedarf gesamtheitlich schätzen
Der eigene Rohstoffbedarf sollte stets gesamtheitlich auf Basis unterschiedlichster Betrachtungsebenen ermittelt werden. Ein transparenter Austausch mit Lieferanten und Partnern ist dafür unerlässlich. Je mehr Blickwinkel man hinsichtlich potenzieller Knappheiten berücksichtigt, umso besser wird die Versorgung gewährleistet. - Prozessintegriert denken
Die Materialverfügbarkeit kann durch prozessintegrierte Lösungen, z.B. beim Rollformen, mitbestimmt werden. Denn auf größere Produktionsmengen gerechnet, haben bereits kleine Materialeinsparungen bei einem Bauteil große Auswirkungen auf die benötigte Menge. - Beziehungen pflegen
Gute gegenseitige Beziehungen zu Partnern und Lieferanten machen sich immer bezahlt und helfen bei der Bewältigung von Krisenzeiten. Darüber hinaus sind sie eine wichtige Basis für die Etablierung einer starken lokalen Industrie. Bei Welser Profile treiben wir beispielsweise gemeinsam mit führenden Herstellern die Transformation zur CO₂-neutralen Stahlerzeugung in Europa voran.
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Nachhaltigkeit bei Welser Profile
Umweltbewusstsein ist fest in der DNA von Welser Profile verankert und gehört zu sämtlichen Bereichen unserer betrieblichen Wertschöpfungskette. Wir setzen uns für eine nachhaltige Produktionsweise ein und beziehen unsere Fertigungsmaterialien von lokalen Lieferanten. Gleichzeitig verfolgen wir bei der Reduktion unseres CO₂-Fußabdrucks einen ganzheitlichen Ansatz. Wir distribuieren Stahl bevorzugt über den Schienenverkehr, verarbeiten ihn ressourcenschonend mittels Rollformen und führen den wenigen dabei anfallenden Schrott zirkulär einer Wiederverwendung im Stahlwerk zu.
Des Weiteren lassen wir Kunden und Projektpartner an unserem Know-how zu nachhaltigem Stahl teilhaben und bieten umfassende Unterstützung bei der klimaverträglichen Umsetzung ihrer Vorhaben. Wir bekennen uns außerdem ausdrücklich zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, die wir unter anderem durch folgende Maßnahmen verfolgen:
- Zielsetzung: CO₂-Neutralität in puncto Energieträger bis 2026 (durch eigene PV-Anlagen, ein eigenes Windkraftwerk sowie den Zukauf grüner Energie)
- Bereitstellung von E-Tankstellen
- 100 % grüner Fremdstrom in Österreich und Deutschland
- kontinuierliche Umstellung der Beleuchtungskörper auf LED-Technik
- Projekt „Effiziente Produktionsanlage“ sowie diverse weitere Energieeffizienzprojekte
- wiederverwendbare Verpackung für Ersatzteile
- Rollenrecycling – Umarbeitung nicht mehr verwendeter Rollenwerkzeuge
- Transport von Vormaterial bzw. Schrottabtransport per Bahn
- vorwiegender Einsatz von Staplerleitsystemen, E-Staplern
- Vormaterialbeschaffung am europäischen Markt
- Erhebung Corporate Carbon Footprint (Scope 1-3) (Treibhausgasbilanz Welser Profile Austria und Deutschland)
- Aufrechterhaltung des zertifizierten Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 und Energiemanagementsystems nach ISO 50001
Eine Klimaneutrale Zukunft geht nur gemeinsam
Grüner Stahl ebnet gleich mehreren Branchen den Weg in eine klimaneutrale Zukunft, indem er die materialbedingten Vorteile des Stahls mit einer nachhaltigen Herstellung verbindet. Nun liegt es an uns allen, diesen Weg konsequent zu beschreiten. An den Herstellern, den Produktentwicklern, den Verarbeitern, dem Gesetzgeber und natürlich dem Endverbraucher. Schließlich bedeutet die Nachfrage nach grünem Stahl kurzfristig auch eine Abkehr von gewohnten Routinen und einen Schritt hinaus aus der Komfortzone. Aber so viel ist sicher: Nur wenn wir uns bereits heute unter allen gebotenen Alternativen stets für die nachhaltigste entscheiden, gewährleisten wir eine klimaneutrale Zukunft für nachfolgende Generationen.